Etappenfahrt der Senioren 2016 ins Nachbarland
Über die Niederlande und seine Radwege zu reden ist eigentlich nicht nötig. Jeder, der einmal beim Nachbarn vorbeigeschaut hat, weiß um den Generationenvorsprung in Sachen umweltfreundlicher und kostengünstiger Fortbewegung. Und doch, immer wieder überrascht uns die Perfektion des lückenlosen Wegenetzes, seine Ausschilderung und die beneidenswerten Fahrbahnqualitäten. Um diese spür- und sichtbaren Unterschiede zu genießen brauchten wir nicht lange, genaugenommen keine sechs Stunden.
6. August
Traditionell erfolgte der Start ab Do-Kurl. Um 09:30 Uhr pünktlich auf die Räder und ab dort Kurs Nord-West. Über Bork, Haltern, quer durch das westliche Münsterland ins bekannte Einkaufsstädtchen Winterswijk führte der Weg, und direkt hinter dem unscheinbaren Grenzübertritt in Oeding, fuhren wir über die wunderbarsten Radwege. Unsere ersten 95 Km haben wir flott abgespult, ein leichter Schauer hätte uns fast überrascht, doch da saßen wir gerade äußerst trocken beim Mittagessen.
7. August
Winterswijk – Zwolle, das heißt Niederlande im wahrsten Sinne. 100 Km durch plattes Land von ganz viel Landschaft umgeben. Auf den breiten Radwegen hätten wir gemeinsam gut nebeneinander fahren können, einzig der Wind kam von der falschen Seite, direkt von vorn, somit war Windschattenfahren angesagt.
8. August
Zwolle – Leeuwarden. Einer der wohl schönsten Möglichkeiten Rad zu fahren ist der Weg zum Venedig Hollands. Eine Genusstour durch die tiefliegende Seenlandschaft, ständig an Kanälen entlang, findet in Giethoorn seinen Höhepunkt. Unser Weg führte uns weiter nordwärts über Steenwijk durch Heerenveen, das Eissportzentrum der Niederlande, bis nach Leeuwarden und spürbarer Wind ließ uns wissen, wir nähern uns zügig der Küste. Etappen mit Augenschmaus verlangen abends auch nach Gaumenschmaus und die deklarierte „Männerportion“ Grillrippen erwies sich auch als solche. Die Portion lag im Magen als seien die Knochen mit verspeist worden…
9. August
Leeuwarden..-.Zaandamm. Jede Etappenfahrt hat ihre Königsetappe und die sollte ausgerechnet im dicksten Regen beginnen. Abwarten und Tee trinken. Um 10:30 Uhr war der Regen wie weggeblasen, und zwar mit –Windstärke 5, natürlich von vorn. Der Zwischenstopp in Harlingen diente dem großen Luftholen, es folgten 30 km über den Abschlussdeich, links Ijsselmeer – rechts Wattenmeer, danach ging erst mal nichts mehr. Ausgiebige Pause und Dank an den Deicherbauer, der hatte den Radweg wohlweislich etwas unterhalb der Krone platziert, Kopf einziehen und tief ducken, flach unterm Wind weg und immer nah hinterm Vordermann…Kurz vor Zaandam, fast vor den Toren Amsterdams, kam erst der Regen und dann unser Bus. Udo hatte Erbarmen und fing uns ein, die letzten Kilometer zum Hotel im trockenen Bus waren wirklich wohltuend.
10. August
Amsterdam – Kulturtag. Amsterdam hatte schon immer etwas – und je nachdem aus welchem zeitlichen Blickwinkel man zurückschaut – auch immer etwas, was es so bei uns nicht gab. Und obendrein ist diese Stadt auch noch wunderschön. Mit dem Linienbus vom Hotel zum Hauptbahnhof, die beste Touristenvariante, und schon begegnet man der puren Toleranz. Rund um die „Alte Kirche“ der kleine Unterschied, Amsterdam ist nicht Paderborn…Ohne Grachtenrundfahrt ist man nicht richtig dort gewesen und der Anblick von der Prinsengracht auf die historischen Fassaden, teils aus dem 16. Jahrhundert, zeigt den einstigen Reichtum. Statt Grachtenkahn sollte man von Radsportlern eigentlich erwarten, dass diese auch auf dem Rad die Stadt erkunden, es wäre kein guter Rat, vielleicht Sonntagmorgens. Artistisch, schnell, mit Rädern jeder Größe, wird ohne Altersbeschränkung und Tempolimit durch Gassen und über Brücken gestrampelt, es blieb uns nur höchsten Respekt zu zollen.
11. August
Zaandam – Zandvoort und zurück, so der Etappenplan. Wir brachten ein Regenopfer. Die Etappe wurde eingehalten, mit dem Bus. In der gemütlichen Strandbude schmeckten Kaffee und Kuchen auch ohne radeln. Kleine Küstenschleife und zurück zum Hotel, aus solchen Tagen muss man das Beste machen. Seeluft macht hungrig und das allgegenwärtige Internet sprach eine Empfehlung aus nach der Eingabe: Steakhouse. Das empfohlene Steakhaus war auf den ersten Blick ein Schnellrestaurant, im Namensschild prangte „Ägypter“. Gegen die ägyptische Küche herrschte kein grundsätzlicher Vorbehalt, allein als Steakspezialisten haben sie sich noch keinen Weltruhm ergrillt. Der weltoffene und gourmeterfahre Anteil setzte sich durch, zum Glück. Denn keiner hat ernsthaft erwartet, was hinterher auf den Tisch kam. Alles, erst recht das Steak, war richtig gut und die Küche sparte nicht mit kleinen Zugaben.
12. August
Zaandam – Emmerich. Die Schleife durchs Nachbarland neigte sich dem Ende und führte langsam Richtung Heimat. Den Großraum Amsterdam haben wir mit dem Bus großräumig umfahren und als Etappenstart am Ufer des Markermeer Almere ausgesucht. Ein beschaulicher Startplatz, auch wenn unser Garmin anderer Meinung war und unseren geplanter Kurs verlegen wollte. Wir ließen uns nicht davon abbringen, dass in Arnheim die letzte große Pause auf holländischem Boden sein sollte. Und unser Nachbarland verabschiedete uns mit richtig gutem Wetter. Das Wetter hielt auch bis Emmerich und bot den passenden Rahmen für den letzten gemeinsamen Abend beim Abendessen an der Rheinpromenade.
13. August
Emmerich – Haltern – Kurl. Schlussetappen haben immer ihr eigenes Stimmungsbild, Schussfahrt in den Alltag. Beim Zwischenstopp in Haltern haben wir den Tourabschied noch einmal so richtig versüßt. Ein vorzüglicher Bäcker setzte den passenden Schlusspunkt unter eine in jeder Hinsicht gelungene Etappenfahrt.
v.l.n.r.
Udo Augustin, Manfred Schätte, Klaus Vogel, Bernd Müller
radsport.tus-westfalia-soelde.de