Radtour Ems-Weser

Kleine Gruppe auf großer Fahrt

Unter großer Anteilnahme von Familienangehörigen und radsportbegeisterten Fans aus dem großen Husener Umland startete die 7-köpfige Gruppe der RTF-Abteilung am 5. Aug. gen Norden.

Wenn Engel reisen, weint der Himmel, so sagt man, und die himmlische Anteilnahme war anfangs sehr ergiebig. Es konnte nur besser werden und so empfing uns mittags das nördliche Münsterland mit Sonnenschein. So sehr der Regen anfangs auch ein Störfaktor war, so schien die Gruppe doch mit dem Wind im Bunde. Ein aufkommendes Hochdruck-Gebiet sorgte für leichten Rückenwind aus Süden und das Etappenziel Lingen war unvermutet schnell erreicht.

Als kulturelles Highlight der Tour am zweiten Tag war die Besichtigung der Mayer-Werft in Papenburg geplant, und das pünktliche Erscheinen in der Unterkunft verlangte nach einer Sprintetappe. Die Routiniers der Gruppe sorgten nicht nur für das Einhalten des Zeitplans, auch das mit dem Wind schien wohl Teil der Planung zu sein. Seit Kachelmann weiß man, ein ordentliches Hoch dreht sich im Uhrzeigersinn, das uns begleitende Hoch hielt sich daran und wir waren pünktlich bereit um zu lernen, wie aus kleinen Legosteinen (Stahlcontainern) große werden und aus großen Legos ein ganz großer Luxusliner. Beeindruckend die Größe, wissenswert die Entstehung dieser Traumschiffe und mehr als nachdenklich, mit welchem Aufwand aus einer Kleinstadt Kreuzfahrschiffe über ein Flüsschen in die große Welt gelangen; so wurde das Kulturprogramm standesgemäß mit viel Fisch am Abend beendet.

Papenburg – Aurich könnte eigentlich eine übersichtliche kurze Distanz sein, doch die Organisation hatte einige Schmankerl im Programm. Wenn schon im Norden, dann nicht ohne Fähre über die Emsmündung und das mit freiem Blick auf das Emssperrwerk (ohne das Sperrwerk müssten die Papenburger Schiffe zu Fuß aus der Werft). Und was ist Ostfriesland ohne Stopp in Greetsiel? Tausende mit uns waren an diesem Tag gleicher Meinung, das Touristendorf war voll bis zum Anschlag. Ohne die landestypische Tracht sind wir weiterhin im Trikot und nicht im Fischerhemd Richtung Aurich gefahren – natürlich nicht direkt, ein kleiner Halbkreis unterhalb der Küste musste schon sein, die Neulinge der Gruppe sollten ja schließlich was von Ostfriesland sehen… Das Sporthotel in Aurich zeigte sich äußerlich mit eher unscheinbar wirkender Gastronomie, aber mit überraschend guter Küche.

Auf dem Weg von Aurich nach Verden a.d. Aller waren nicht nur Kondition und Sitzfleisch von Nöten sondern auch korrespondierende Navigationssysteme. Die Systeme unserer ferngesteuerten Welt reden alle mit denselben Satelliten, nicht aber unbedingt in der gleichen Sprache. So glich es mehrfach einem kleinen Kunststück, dass sich Begleitfahrzeug und die Gruppe der Radfahrer in den entscheidenden Augenblicken wiedertrafen. Im Großraum Bremen hatte dies schon einen gewissen Reiz. Wieder in gewohnt ländlicher Umgebung zeigten wir, was auf Lang-Etappen in uns steckt, einmal in Fahrt sind wir gleich am Hotel vorbeigeschossen, Stadtumrundung Verden und zielsicher wieder zurück zur Unterkunft. Der Chefnavigator dieser Halbetappe fand in der abendlichen Gesprächsrunde natürlich besondere Würdigung.

Der Weserradweg trägt seinen guten Ruf zu Recht. Von Verden nach Vlotho, unserem nächsten Ziel, weist er den Weg durch das Wiehengebirge und nicht darüber und führt zudem abseits der Hauptstraßen. Der kleine Haken daran ist natürlich, dass Radwege nicht Bullitauglich sind, der Mann am Steuer auf exakte Angaben angewiesen: „wir sind hier im kleinen Dorf mit Kirche“…noch genauer geht’s kaum, und nur Minuten später hatten wir uns wieder-im großen Dorf mit zwei Kirchen. Vlotho, für viele nur eine Ausfahrt von der A2, überraschte mit seiner kleinen sehenswerten Altstadt, guter Gastronomie in mittelalterlichem Gemäuer.

Der Weser weiter stromaufwärts folgend war unser vorletztes Etappenziel Beverungen. Zu schade um nur im Sprinttempo absolviert zu werden. So wurden die Treffpunkte mit dem Begleitfahrzeug weiträumig gesteckt und dem Radweg folgend mit Zwischenstopp im schönen Holzminden, vorbei am Weltkulturerbe Kloster Corvey (ohne Rast unter dreizehn Linden) nach Beverungen. Ein glückliches Händchen bewiesen die Organisatoren bei der Auswahl unserer Unterkunft, ein gepflegtes Quartier in guter Lage-einzig bei der Buchung hätte vermerkt werden können, wir kommen zwar von Vlotho, sind aber aus der Dortmund… Die Dürrezeit begann bereits nach wenigen Minuten – sieben Radler aus der Double-Stadt sorgen nach langer Etappe vor Normkühlschränken für einen hohen Verdunstungsfaktor.

Die Schlussetappe hatte anfangs so ihre kleinen Besonderheiten. Von Beverungen nach Dortmund geht es nicht, ohne die Ausläufer des Eggegebirges zu überwinden. Dem Erfinder der Kompaktkurbel und Dreifachkränze wurde mehrfach gedankt, so fuhr jeder seinen Rhythmus und oben trafen sich alle am Bulli wieder. Der Weg zurück zog sich, 160 km am letzten Tag wollen gefahren sein, auch wenn Kachelmanns Hoch sich an die Regel hielt und inzwischen der Wind aus Osten wehte. Eine letzte Pause vor der Heimatankunft sollte eigentlich nicht nur der Erholung dienen, sondern es sollte auch Lob der Organisation gezollt werden und ein kurzer Rückblick auf eine lange Tour folgen, die unsere kleine Gruppe kameradschaftlich während der Fahrt und gesellig am Abend miteinander verbracht hat. Allein die Sommerpause im ersten Biergarten und eine geschlossene Gesellschaft im zweiten standen dem im Wege, daher an dieser Stelle im Namen aller Teilnehmer Danke, es war schön.

Volker K.

2 Gedanken zu „Radtour Ems-Weser“

  1. Mein Glückwunsch zu der tollen Story! Mit viel Witz geschrieben. Jetzt habe ich keine Angst mehr vor dem Älter werden. Wenn es für mich mal in der „Junioren“ Gruppe mit Wolfgang F.und Dirk A.mal nicht mehr reicht, würde ich mich gerne für den „Senioren“ Bereich bewerben.
    LG Detlef Hofschneider

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